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„WIR KÖNNEN STOLZ SEIN AUF DIESE SAISON“

Sportdirektor Manuel Wilhelm mit sportlichem Saisonfazit

HEIDELBERG. Es war eine lange und aufregende Saison im deutschen Rugby – mit vielen Höhen, aber auch einigen Tiefen. Zeit, einmal ein kurzes Fazit zu ziehen: Wurden die gesetzten sportlichen Ziele erreicht? Wie kann man die Rahmenbedingungen für alle unsere Nationalteams weiter verbessern? An welchen Stellschrauben kann man kurz- und mittelfristig noch drehen, um der insgesamt guten sportlichen Entwicklung in Rugby Deutschland weiteren Rückenwind zu verpassen? Sportdirektor Manuel Wilhelm mit einem kurzen Interview zur abgelaufenen Saison.

Herr Wilhelm, ganz generell die Frage vorab: Wie fällt die große Saisonbilanz aus?

M.W.: Die fällt aus Verbandssicht sehr positiv aus. Unterm Strich haben wir eigentlich alle Ziele, die wir uns gesetzt haben, erfüllt, teilweise sogar übererfüllt. Und das, obwohl wir selbst uns zu Saisonbeginn gesagt haben, dass diese Ziele wirklich ambitioniert beziehungsweise auch sehr hoch gesteckt waren. Umso glücklicher sind wir mit dem, was dann am Ende daraus geworden ist. Das verdient ein großes Kompliment an alle: an die Aktiven, an Trainer, Staff und Mitarbeitende, an die Vereine und Landesverbände für ihre Unterstützung und nicht zuletzt an unsere Sponsoren und auch die vielen ehrenamtlichen Helfer für ihr unermüdliches Engagement. Wir alle gemeinsam haben dazu beigetragen, dass diese Saisonbilanz so positiv ausfallen kann. Ich denke, dass wir alle sehr stolz sein können auf diese Saison.

Im Detail: Was ist in dieser Saison besonders herausgestochen?

M.W.: Es ist natürlich nicht leicht, da etwas herauszunehmen. Aber exemplarisch nenne ich die 15er-Männer, die das Ziel Klassenerhalt souverän geschafft haben. Aber das Ergebnis gegen Georgien und der Auswärtssieg in Belgien, damit konnte man im Vorfeld nicht unbedingt rechnen. Und im Fahrwasser dieser Erfolge hatten wir zum Beispiel tolle TV-Quoten unserer EM-Spiele bei Pro 7 Maxx und eine hervorragend besuchte Heimspiel-Premiere in Dessau. Alles in allem wurde hier unter nicht gerade einfachen Bedingungen eine super Arbeit geleistet. Auch die Ziele, die wir für unsere 7er-Männer gesetzt haben, waren nach dem massiven Umbruch im Kader sehr ambitioniert. Wir wollten zurück unter die Top 3 in Europa und beim Challenger-Finale in Madrid dabei sein – klarer Haken dran. Dass es dann so gut lief, hat dann dafür gesorgt, dass wir fast schon ein wenig betrübt waren, dass wir „nur“ diese Ziele und nicht sogar mehr erreichen konnten. Aber auch hier ein Kompliment an das kleine, aber starke Team, an die Trainer und das medizinische Personal für herausragende Arbeit. Und natürlich dürfen wir unsere Girl Gang nicht vergessen. Die Mädels haben mit wirklich starken Auftritten gezeigt, dass es sich absolut lohnt, für das Ziel Nationalteam zu kämpfen, weil man dort mittlerweile auch entsprechende Rahmenbedingungen sowie die verdiente Aufmerksamkeit bekommen kann.

Mit Blick in die Zukunft: Wie fällt die Bilanz für die U-Teams aus?

Eigentlich keinen Deut schlechter. Unsere 15er-Teams in der U18 und U20 haben einen tollen Entwicklungsschritt hingelegt. Die mU18 hat sich für die Europameisterschaft qualifiziert, was eine tolle Leistung ist, und auch das U20-Programm, was es jetzt wieder gibt, macht einen sehr guten Eindruck, und wir hoffen, dass die Jungs die Chance nutzen und sich ebenfalls für die EM gegen Ende des Jahres qualifizieren können. Und gerade erst vor wenigen Tagen haben unsere U18-Teams bei den Rugby Europe Sevens Events tolle Leistungen gezeigt. Die Juniorinnen sind sehr souverän als Trophy-Siegerinnen in die Championship aufgestiegen, und wir haben dort tolle Talente gesehen. Und unsere U18-Jungs haben sich mit tollen Spielen, u.a. gegen Top-Nationen wie Irland und Frankreich, bis ins EM-Halbfinale gespielt. Und auch da haben wir Spieler gesehen, die sicher bald beim Wolfpack anklopfen können. Ich denke, wir können für die Zukunft durchaus gespannt sein. Nun ist ja immer noch Luft nach oben für Verbesserungen.

Woran muss Rugby Deutschland weiter arbeiten, um die Rahmenbedingungen zu verbessern?

M.W.: Da gibt es sicher einige Bereiche, in denen man noch ansetzen kann, um gemeinschaftlich Potenziale zu heben, um die Strukturen weiter zu verbessern und mehr Sportlerinnen und Sportlern die Möglichkeiten zu geben, auf das sportliche Niveau einer potenziellen Nationalspielerin oder eines Nationalspielers zu gelangen. Unter anderem müssen wir da die Kommunikation mit den Landesverbänden verbessern, die im Spitzensport ein wichtiges Bindeglied sind zwischen den Vereinen und den Nationalteams. Da braucht es gezielte Kooperationen mit klarem Fokus auf den Sport, dass etwa die Landeskader wieder mehr belebt werden, dass sie mehr Unterstützung und bessere Bedingungen bekommen können. Da gibt es sicher noch was zu tun.

Ein wichtiger Punkt ist dabei ja immer das Geld. Wie stehen die Chancen, dass etwa auch die 7er-Frauen künftig von Fördertöpfen profitieren können?

M.W.: An diesem Thema arbeiten wir schon länger. Wir führen intensive Gespräche mit unseren Förderpartnern und arbeiten hart daran, unseren Frauen den Perspektivkader-Status zu verschaffen, der dann mit einer entsprechenden Förderung versehen wäre. Das waren bislang gute und vertrauensvolle Gespräche. Unsere Förderpartner sehen die Entwicklung auch, erkennen das Potenzial und wollen uns auch gerne unterstützen. Aber das geht eben nur im Rahmen klarer Förderregularien und vorhandener Budgets. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir auf diesem Weg die Rahmenbedingungen für unsere Frauen auch weiter verbessern können. Wir lassen an dieser Front jedenfalls nicht nach.

Zum Abschluss noch ein kurzer Ausblick auf die kommende Saison?

M.W.: Ich denke, dass wir in der abgelaufenen Saison in allen Bereichen und mit allen Teams jeweils eine gute Basis geschaffen haben, auf der wir für die anstehenden Herausforderungen weiter aufbauen können. Wir werden uns für alle unsere Teams natürlich auch weiterhin ambitionierte Ziele setzen, wohl wissend, dass es im Sport auch Unwägbarkeiten gibt und dass bei der internationalen Konkurrenz ebenfalls harte und gute Arbeit geleistet wird, was am Ende auch dazu beitragen kann, dass die Ergebnisse auch mal nicht so ausfallen, wie wir uns das alle wünschen. Aber, wie gesagt: Ich denke, in dieser Saison ist es deutlich sichtbar geworden, dass wir in vielen Bereichen auch viel richtig gemacht haben und wir sportlich auf einem sehr guten Weg sind. Mich lässt das zumindest positiv auf die kommende Saison blicken

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