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EM IN SZEGED ENDET MIT EINER SILBERMEDAILLE FÜR TEAM D

(c) Ludwig Degmayr

SZEGED. (HUN) Eine Silbermedaille bei den Europameisterschaften im ungarischen Szeged ist die Ausbeute für die Deutsche Nationalmannschaft im Kanu-Rennsport – neben der Abwesenheit vieler Olympiateilnehmer sowie kurzfristigen krankheitsbedingen Ausfällen war das Kanurennsport-Team Deutschland nur mit einer Rumpftruppe unterwegs. Dennoch gibt es genügend positive Zeichen Richtung Olympia.

Wenn die großen Namen nicht dabei sind, gibt es immer auch die Chance für Jungspunde, das Rampenlicht auf sich zu richten. So gelang das zum Beispiel auch Maike Jakob, die im C1 auf 500 Meter antrat und damit ihren ersten Einsatz bei einer internationalen Meisterschaft im Erwachsenenbereich fuhr. Die 18-jährige Athletin des KC Potsdam verpasste die Medaillenränge beim Debüt knapp und kam letztlich auf Rang fünf ins Ziel.

Eine weitere junge Athletin aus dem gleichen Jahrgang wie Jakob wird dieses Jahr sogar bei Olympia teilnehmen: Hedi Kliemke ist Teil des C2 auf 500 Metern und tritt gemeinsam mit der erfahrenen Lisa Jahn an. Platz sechs war es am Ende für die beiden. Zwar war dieses Resultat schlechter als noch bei den Weltcups, doch im Gegensatz zu den Auftritten vor einem Monat gilt es zu sagen, dass das gesamte deutsche Team die EM aus intensivem Training heraus gefahren ist. Noch vor wenigen Tagen waren die Athletinnen und Athleten im Trainingslager auf der Olympiastrecke von 1972 in Oberschleißheim unterwegs.

Sogar im Renntrimm unterwegs waren dort Moritz Adam und Nico Pickert – die beiden Canadier-Fahrer traten in Oberschleißheim in einem Ausscheid um den C2 bei Olympia an, unterlagen jedoch dem amtierenden Weltmeister Duo bestehend aus Peter Kretschmer und Tim Hecker. Bei der EM schlugen Adam und Pickert aber direkt zurück und gewannen auf den 1000 Metern wie schon bei der WM im Vorjahr Silber. „Wir haben uns zurückgemeldet und wir sind sicher, dass die nächsten vier Jahre noch einiges für uns bereithalten werden.“

Zu mehr Medaillen reichte es nicht mehr, weil zwei elementare Sportler und möglicherweise Medaillen-Garanten nicht antreten konnten. Sebastian Brendel musste kurz vor dem Start der EM krankheitsbedingt absagen, bei Conrad Scheibner trat eine Rückenverletzung auf, die ihn auf 1000 Metern an einem guten Ergebnis hinderte und den Start auf 500 Metern zunichte machte. Bundestrainer Arndt Hanisch zieht daher ein gemischtes Fazit: „Wir waren leider nur mit einem kleinen Teil der Olympia-Mannschaft anwesend und hatten zwei wichtige Athleten, die verletzt ausfielen. Es war auch klar, dass aus dem vollen und harten Training heraus schwierig wird, das war uns auch bewusst. Man sieht an den Ergebnissen aber eben, dass die Weltspitze immer enger zusammenrückt und wenn die anderen Nationen mit ihrer ersten Garde auftreten, müssen wir dann auch mit unserer ersten Garde dagegenhalten, weil es sonst wie gesehen schwierig wird.“

Die Creme de la Creme des Kanu-Rennsports trifft sich in exakt 40 Tagen erneut zum größten Event des Jahres, den Olympischen Spielen in Paris. In der kommenden Woche informieren wir Sie diesbezüglich, mit welchen Athletinnen und Athleten sowie Bootsaufteilungen die Nationalmannschaft hier in die Rennen gehen wird.

Acht Medaillen für die II-Parakanuten

Richtig Grund zum Jubeln gab es bei den Parakanutinnen und -Kanuten schon am Freitag. Bei den Rennen der intellektuell beeinträchtigten Parakanuten (II- intellectual impaired) zeigten die deutschen Paddlerinnen und Paddler ihre herausragende Form. Joice Kreft, HKC Berlin, gewann in souveräner Manier ihr Rennen über 200m. „Der Start war nicht so, wie ich ihn mir gewünscht hatte. Ich konnte dennoch einen Vorsprung herauspaddeln, und ich bin sehr zufrieden mit mir.“ Sagte die 16-jährige. Hinter ihr kam die zweite deutsche Starterin, Leona Johs vom PCK Wassersport Schwedt ins Ziel. Dritte wurde die Belgierin Nona Gielis. Leona haderte nach dem Rennen auch mit dem Start, da der zunehmende Wind sie aus dem Startschuh drückte. „Ich bin froh, dass ich am Ende noch gut gefahren bin und Silber geholt habe.“ sagte sie.

Den Herren Kajak Einer gewann Sebastian Girke, ebenfalls PCK Wassersport Schwedt. Er lies von Anfang an keinen Zweifel an seiner Geschwindigkeit und zog Paddelschlag um Paddelschlag davon. Sein Vereinskamerad Stefan Glawe sicherte sich mit einem Endspurt noch den zweiten Platz vor dem Belgier Pieter van Baelen. „Ich freue mich sehr, hinter Sebastian der Schnellste gewesen zu sein.“ Sagte er nach seinem Rennen.

Joice Kreft und Sebastian Girke konnten somit ihre Siege vom letzten Jahr bei den Weltmeisterschaften in Duisburg wiederholen. Im Einer fahren die Sportlerinnen und Sportler in Parakanu-Booten.

Das Stuttgarter Unified Team Nina Voll und Isabel Schank konnten den K2 für sich entscheiden, und damit die dritte Goldmedaille für Deutschland holen. Die Zweier-Rennen werden in Touringbooten, die der Veranstalter zur Verfügung stellt, gefahren. Es fahren ein behinderter Paddler mit einem nicht-behinderten. Die beiden trainieren auch viel zusammen. Nina Voll und Isabel Schank sagten nach ihrem Rennen freudestrahlend: „Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden, und sind unserem Verein KG Stuttgart und dem Parakanu Team dankbar für die Unterstützung. Wir freuen uns auf zukünftige Veranstaltungen.“ In diesem Rennen belegte das Schwedter Team Leona Johs und Merle Strele Platz Drei hinter dem Belgischen Duo Nona und Marthe Gielis.

Das Unified Rennen der Männer endete mit einem zweiten und einem dritten Platz für die beiden Schwedter Boote. „Sebastian hätte doch noch mehr Trainingszeit mit seinem Unified Partner benötigt. Er ärgert sich schon sehr, dass er den Vorsprung vom Start nicht halten konnte. Das belgische Team war besser eingefahren. Die souveräne Goldmedaille im Einer tröstet ihn ein wenig.“ Sagte Rado Johs hinterher. Johs belegte als Unified Partner zusammen mit Stefan Glawe Platz drei. Der Unified Partner von Girke, Thomas Brockmann, mit dem er im letzten Jahr so erfolgreich war, war Krankheits-bedingt ausgefallen. Karl Regorius war dafür eingesprungen. Es gewannen knapp vor den deutschen Booten Pieter van Baelen und Robbe Heylen.

Die Rennen für Menschen mit intellektuellen Einschränkungen sollen zukünftig fester Bestandteil der Europameisterschaften werden. Das freut auch Parakanu-Bundestrainer André Brendel: „Die Leistungen der Athleten und das Engagement der Vereine verdienen diese Gleichstellung. Auch wenn sie dann weiterhin als nicht-paralympische Sportart ihre Reisen und Einsätze bei den Wettkämpfen selbst finanzieren müssen. Die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend, und das Team wächst von Jahr zu Jahr mehr zusammen.“ Ines Rothkopf, Mutter von Joice, sagte am Ende: „Es ist wundervoll, Teil dieser tollen Kanufamilie zu sein.“

Alle Ergebnisse der EM in Szeged finden Sie unter: https://timetable.europecanoeevents.com/index.php?gmt=2&gmt2=-120

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