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SILBERMEDAILLE FÜR NELE MOOS

Siegerehrung Weitsprung - Nele Moos (c) Heuser

PARIS. Bladejumper nach seinem vierten Paralympicssieg zu lange gefeiert hatte. Statt um kurz vor 10 Uhr tauchte er erst gegen 11 Uhr im Stade de France auf. Die Lösung war schnell gefunden: Rehm zog seine Siegerehrungs-Kleidung aus, die übrigens Teamkollege Noah Bodelier eiligst vom Paralympischen Dorf ins Stadion brachte, weil der „Rehm-inator“ eben noch unterwegs war, und Nele Moos zog die viel zu großen Sachen an. Wichtig war ja war vor allem, dass die 22-Jährige eine Paralympics-Medaille gewonnen hatte – und wie!

„Schon ein bisschen krimimäßig“

Der Weitsprung-Krimi im Regen des Stade de France hätte packender nicht sein können: Nach vier Versuchen – Moos hatte bereits ihre Bestweite um einen Zentimeter auf 4,90 Meter verbessert – lag die Athletin, die beim TSV Bayer 04 Leverkusen von Erik Schneider trainiert wird, auf Rang fünf. Im fünften Versuch: Die zweite Bestweite: 4,93 Meter. Vorne ist die ungarische Dominatorin Luca Ekler enteilt, aber Silber und Bronze sind mit 4,99 Metern nur sechs Zentimeter weit weg. Rang vier liegt nur fünf Zentimeter vor ihr. Und während vor der Haupttribüne Rehms US-amerikanische Konkurrenten bereits Silber und Bronze erhalten haben und der Alles-Gewinner für Gold aufgerufen werden soll, macht sich Moos bereit, läuft entschlossen an, springt, wirft beim Aufstehen vor Freude Sand in die Grube und guckt fast geschockt: 5,13 Meter! Silber! Deutscher Rekord! Und plötzlich ertönt im Stadion auch die deutsche Hymne für Markus Rehm, dem ersten deutschen Paralympics-Sieger von Paris in der Para Leichtathletik.

Die drei Konkurrentinnen, die zuvor vor Moos lagen, können nicht kontern. Es ist die erste Paralympics-Medaille für die gebürtige Duisburgerin: „Crazy! Ich hatte das Ziel, erstmals über fünf Meter zu springen. Das habe ich in den letzten Wochen im Training immer wieder zeigen können. Nur das war mir wichtig. Ich habe mir gar keine Medaillenchancen ausgemalt, deshalb trage ich jetzt auch die Zeremonie-Kleidung von Markus, weil ich meine gekonnt zuhause gelassen habe.“ Moos schaffte früh im Jahr die Norm für die Spiele, dann war sie im April/Mai verletzt, konnte teilweise gar nicht oder nur einmal pro Woche Weitsprung trainieren: „Ich dachte oft: Wenn ich mehr Vorbereitung gehabt hätte, hätte mehr gehen können. Aber jetzt ist es perfekt. Der letzte Versuch war schon ein bisschen krimimäßig.“

Schokomuffin als Belohnung

Trainer Schneider wies sie vor dem sechsten Versuch daraufhin, dass gleich Markus Rehm geehrt werden würde: „Ich war mental und körperlich schon ein bisschen am Ende und dachte: Wenn die Hymne läuft, muss ich garantiert irgendwann weinen. Deshalb wollte ich so gut es geht den Sprung machen, bevor er die Medaille bekommt, weil durch die Zeremonie ja auch noch mal der Wettkampf unterbrochen wird. Das ist nicht so gut für den Rhythmus.“ Doch in dem Fall genau das, was Moos brauchte. Und als sie mit Bestweite aus der Grube kam, lief nicht nur die Hymne, sondern auch die Tränen. Markus Rehm bekam von ihrem Silber-Sprung vor lauter eigenen Emotionen erst in der Mixed-Zone in den Katakomben des Stadions etwas mit und crashte dann ihr Interview, um sie zu beglückwünschen. „Das ist doch schön, das meine Kleidung hier noch mal aufs Podium geführt wird“, meinte der 36-Jährige später und Moos sagte lachend: „Ich trage das Outfit einer Legende.“

Vor ihrem Rennen über 400 Meter am Freitag wollte sie sich übrigens noch mit etwas ganz Besonderem belohnen: „Vielleicht mit so einem coolen Schokomuffin, von dem alle immer reden. Ich habe ihn bisher nur gesehen und nie probiert. Vielleicht gönne ich ihn mir heute mal. Aber dann muss ich mich nochmal fokussieren. Morgen stehen die 400 Meter an, da würde ich gerne ins Finale kommen. Ich bin gut drauf und lasse mich überraschen.“ Das hat schließlich auch im Weitsprung schon gut funktioniert.

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