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GEBRAUCHTER ABSCHLUSSTAG FÜR DEUTSCHE TEAMS IN HAMBURG

Männer verteidigen EM-Bronzerang * * * Frauen verpassen Challenger-Quali

HAMBURG. Die deutschen 7er-Rugbynationalteams haben zum Abschluss der Hamburg 7s, dem entscheidenden Turnier um die Europameisterschaften im olympischen 7er-Rugby, einen gebrauchten Tag erwischt. Die „Girl Gang“ musste sich in der Runde um die Plätze fünf bis acht erst Irland und dann Polen geschlagen geben. Sie verpasste in zudem die angestrebte erste Qualifikation für den World Rugby Challenger. Die deutschen Männer verteidigten am Ende zwar den Bronzerang im EM-Gesamtklassement, schafften es aber nicht, sich mit einem Erfolgserlebnis aus der langen 7er-Saison zu verabschieden. Erst unterlag man im Halbfinale dem späteren Europameister Frankreich, dann musste man sich im Spiel um Platz drei bei den Hamburg 7s auch noch unglücklich den Portugiesen geschlagen geben. Die Organisatoren der Hamburg 7s konnten sich trotz Konkurrent Fußball und regnerischen Wetters am Sonntag dennoch über insgesamt 5200 Zuschauerinnen und Zuschauer über das gesamte Turnierwochenende freuen. 

(Foto: Jürgen Kessler / Jan Perlich)

Das war heute kein guter Tag für uns, vielleicht war auch die Luft etwas raus, als feststand, dass wir Rang drei in der Gesamtwertung nicht mehr verlieren können“, mutmaßte Wolfpack-Coach Clemens von Grumbkow. „Wir sind im Halbfinale nicht gut reingekommen, waren nicht clever genug in unseren Aktionen. Gegen Portugal war es ein ähnliches Thema. Daran sieht man am Ende, dass uns für das nächste Level doch noch ein kleines Stück fehlt. Abgesehen davon war es ein tolles Turnier mit einer tollen Heimkulisse. Wir hätten natürlich gern besser gespielt und den Fans ein Endspiel mit deutscher Beteiligung geboten.“

Bei Dauerregen mussten die deutschen Männer ihr Halbfinale gegen Frankreich bestreiten. Les Bleus schienen jedoch von Beginn an besser im Spiel zu sein, bauten auch gleich Druck auf und gingen nach drei Minuten mit 5:0 in Führung. Rugby Deutschland konnte offensiv zwar den einen oder anderen Akzent setzen, fand jedoch den Weg ins gegnerische Malfeld nicht. Ansonsten war der Spielfluss in dieser namhaft besetzten Partie über weite Strecken ein Opfer der äußeren Bedingungen, sodass es viele Ballbesitzwechsel und nur wenige aussichtsreiche Chancen auf Punkte gab.

Auch nach dem Seitenwechsel war eher Frankreich am Drücker, und nach einer Gelben Karte für Ben Ellermann spielten sie die Überzahl auch gut aus und nutzten diese Phase zu gleich zwei Versuchen zum 15:0, womit die Partie entschieden war, denn mehr passierte dann nicht.

Bis dahin hatte das Wolfpack seinen Weg durch das Turnier insgesamt sehr souverän absolviert. War es beim 19:7 gegen Litauen zum Turnierauftakt noch eher ein Arbeitssieg, so deutete man gegen starke Spanier mit einem 28:14 bereits an, in welche Richtung es beim Heim-EM-Turnier gehen könnte. Und auch Georgien war zum Abschluss der Gruppenphase mit 0:29 gegen effizient und teils spektakulär spielende Deutsche weitestgehend chancenlos.

Das Viertelfinale am Samstagabend gegen Italien geriet mit 35:12 ebenfalls zu einer klaren und auch in der Höhe völlig verdienten Angelegenheit.

Die unnötige 12:14-Niederlage im abschließenden Spiel um Platz drei gegen Portugal machte allerdings den „Pleiten-Finaltag“ der deutschen Teams komplett. Das Wolfpack hatte eigentlich den besseren Start ins Spiel. Chris Umeh verlor auf dem Weg ins Malfeld allerdings den Ball, bevor Philip Gleitze nach Vorarbeit von Tim Lichtenberg und Kicker Felix Hufnagel die verdiente Führung besorgte. Doch mit etwas Glück glich Portugal vor der Halbzeit erst aus und landete dann gleich den Doppelschlag zum 14:7-Pausenstand.

Nach dem Seitenwechsel blieb das Wolfpack dank eines weiteren Gleitze-Versuchs im Spiel, doch Felix Hufnagel vergab die Erhöhung von ganz außen – einer von nur zwei vergebenen Kicks an diesem Wochenende. Die Deutschen schafften es in der Schlussphase dann trotz einer Gelben Karte für die Portugiesen nicht mehr, die Partie noch zu drehen, ermöglichten stattdessen kurz vor dem Ende mit einem fragwürdigen Überkick den Ballbesitz für die Iberer, die die Partie mit einem Kick ins Aus beendeten und über Bronze in Hamburg jubelten.

Girl Gang“ verpasst Ziel Challenger Qualifikation

(Foto: Jürgen Kessler / Jan Perlich)

Nach dem am Samstagnachmittag klar verlorenen Viertelfinale gegen Belgien (7:17) musste für die deutschen 7er-Rugbyfrauen im Halbfinale der Runde um die Plätze fünf bis acht ein Sieg gegen Irland her, um sich im „Fernduell“ mit den Kontrahentinnen aus Tschechien die rechnerische Chance auf die erstmalige Qualifikation für den World Rugby Challenger noch zu wahren. Doch bei regennassem Platz reichte es gegen die Irinnen am Ende nicht zum Sieg,

während Tschechien kurz darauf seine Partie gegen Polen gewinnen konnte und damit den letzten zu vergebenen Startplatz im Challenger-Starterfeld für sich buchte. Für die Girl Gang sprang in der Endabrechnung Rang acht der

Gesamtwertung heraus. Die Girl Gang zeigte am Sonntagmorgen gegen Irland zwar erneut viel Leidenschaft, auch Kampfeswillen. Die Gegnerinnen setzten sich in der Anfangsphase lange vor dem deutschen Malfeld fest, aber die RD VII wehrte die Bemühungen um den ersten Versuch lange mit starker Verteidigung ab. Nach sechs langen Minuten aber ging Irland dann doch in Führung. Bis dahin war Sophie Hacker einmal der Durchbruch gelungen, was aber nicht zu Punkten führte, sodass es zur Halbzeit 0:7 aus deutscher Sicht stand.

Auch danach war es so, dass die deutschen Frauen zumeist verteidigten, und wenn sie mal in Ballbesitz waren, konnten sie sich nicht in aussichtsreiche Positionen für einen möglichen Versuch bringen. Stattdessen verlor man mehrfach zu leicht den Ball und eröffnete damit den Irinnen weitere Möglichkeiten, von denen diese allerdings auch nur noch eine zu nutzen wussten und am Ende mit 12:0 triumphierten. „Wir haben wieder einige Sachen gut gemacht und auch gesehen, dass die Entwicklung insgesamt gut ist. Aber wir haben in diesem Spiel – gerade offensiv – einfach nicht gut genug performt, um Irland wirklich in Bedrängnis zu bringen“, konstatierte Coach Gareth Jackson.

Im abschließenden Spiel um Platz sieben ging es erneut gegen Polen, gegen die man mit einem 19:17-Erfolg in der Gruppenphase ein starkes Ausrufezeichen hatte setzen können. Und auch diesmal schlug sich das deutsche Team gegen die Siegerinnen des ersten EM-Turniers durchaus gut, auch wenn Polen diesmal seine Chancen effektiver nutzte und die Deutschen erst kurz vor Schluss noch einen von Charlotte Malaizier erhöhten Versuch von Kapitänin Mette Zimmat zum Endstand legen konnten. In der Vorrunde hatte die Girl Gang zunächst trotz einer ordentlichen Leistung mit 0:29 gegen Großbritanniens kompletten Olympia-Kader verloren. Gegen Außenseiter Ukraine hingegen gelang ein sehr souverän herausgespielter 40:7-Kantersieg, bevor man zum Abschluss überraschend die Polinnen hatte besiegen können.

Insgesamt zog Kapitänin Mette Zimmat ein positives Turnierfazit: „Wir können grundsätzlich ganz zufrieden sein, auch wenn wir uns natürlich etwas mehr vorgenommen hatten. Wir haben in den wichtigen K.O.-Spielen leider nicht alles abrufen können, gegen die erfahreneren Teams. Da fehlt uns in manchen Situationen die Routine und vielleicht auch mal ein kühler Kopf. Aber wir hatten gute Siege und auch knappe Spiele gegen Teams, die am Ende vor uns liegen. Ich denke, man hat gesehen, dass wir von unserer Leistungsfähigkeit her näher herangerückt sind an die europäische Spitze. Jetzt haben wir den Challenger leider wieder knapp verpasst, aber wir werden weiter hart an uns arbeiten, können hoffentlich zur Vorbereitung ein paar mehr Turniere spielen, und dann greifen wir wieder an.“

Abschlussranking Rugby Europe Men‘s Championship 2024 nach zwei Turnieren:

  1. Frankreich (38 Punkte), 2. Irland (38), 3. Deutschland (30) , 4. Portugal (28), 5. Georgien (26), 6. Italien (20), 7. Spanien (12), 8. Belgien (12), 9. Großbritannien (11), 10. Litauen (7), 11. Ukraine (3), 12. Kroatien (3)

Abschlussranking Rugby Europe Women‘s Championship 2024 nach zwei Turnieren:

1. Frankreich (38 Punkte), 2. Irland (32), 3. Spanien (28), 4. Polen (28), 5. Großbritannien (26), 6. Tschechien (22), 7. Irland (18), 8. Deutschland (16), 9. Italien (7), 10. Portugal (6), 11. Türkei (5), 12. Ukraine (2)

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