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DEUTSCHE TISCHTENNIS-FINALS IN ERFURT

(13. bi 16. Juni) Annett Kaufmann und Benedikt Duda sind in Erfurt die Topfavoriten

Archiv-Foto: Annett Kaufmann (c) DTTB

ERFURT.  Die Deutschen Tischtennis-Finals (13. bis 16. Juni) feiern ihre Premiere. Von Donnerstag bis Sonntag machen nahezu 500 Starter – Amateure, Nachwuchstalente und Profis – die Erfurter Messehallen mit vier nationalen Titelkämpfen unter einem Dach zu Europas größtem Tischtennisfest. Sportliches Highlight des Spektakels sind am Wochenende die Deutschen Meisterschaften der Damen und Herren, die auch bei ihrer 92. Auflage wieder hochklassiges Tischtennis versprechen.

32 Damen und 32 Herren bewerben sich im Einzel und in den drei Doppelkonkurrenzen um die prestigeträchtigen Titel. Bei den beiden vergangenen DM-Auflagen in Saarbrücken und in Nürnberg wurden die Königsklassen im Einzel jeweils eine Beute von Europameister Dang Qiu und der EM-Dritten Sabine Winter. Diesmal allerdings werden andere Spieler die oberste Stufe des Siegerpodests besteigen, denn die Titelverteidiger mussten in diesem Jahr schweren Herzens auf ihre Teilnahme an der Finals-Premiere verzichten.

Annett Kaufmann: „Ich wünsche Sabine von Herzen gute Besserung“

Sabine Winter hatte bis zuletzt darauf gehofft, für die Deutschen Meisterschaften in Erfurt rechtzeitig fit zu werden. Doch eine schmerzhafte Verletzung des unteren Rückens, die sich die Dachauerin vor zwei Wochen in Mendoza (Argentinien) zugezogen hatte, lässt keinen Start zu. „Am Anfang konnte ich kaum gehen. Inzwischen bin ich happy, dass jetzt zumindest Spazierengehen wieder funktioniert“, sagt die zweimalige Titelträgerin im Einzel und DM-Rekordmeisterin im Doppel. Die 31-jährige EM-Dritte von München 2022 hat seit ihrem DM-Debüt 2008 bislang nur eine Auflage verpasst – 2017 wegen ihrer langwierigen Schulterverletzung. Winter: „Ich hätte sehr gerne das neue Format gespielt und mir die TT-Finals insgesamt angeschaut. Das muss nun noch ein Jahr warten. Ich will unbedingt noch viele DMs in meiner Karriere spielen.“

Da zudem wenig mehr als fünf Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele Ying Han, Xiaona Shan und Nina Mittelham inmitten ihrer individuellen Vorbereitungen für Paris stecken, ruht in Erfurt die Bürde der Titelaspirantin Nummer eins erstmals auf den Schultern des erst 17 Jahre alten Ausnahmetalents Annett Kaufmann. Die Böblingerin wird in der Setzungsliste vor ihrer Nationalmannschaftskollegin Yuan Wan (Weinheim) an Position eins geführt. Die Plätze drei und vier in der Liste der Medaillenanwärterinnen nehmen die 22-jährige Franziska Schreiner (Langstadt) und die vier Jahre jüngere Mia Griesel (Lunestedt) ein, die 2022 beziehungsweise 2023 bei den U21-Europameisterschaften Silber und Bronze gewannen.

Annett Kaufmann, die Nachwuchs-Europameisterin aller Klassen, bedauert die Absage ihrer Nationalmannschaftskollegin, mit der sie gerne gemeinsam Jagd auf den Doppel-Titel gemacht hätte: „Das ist bitter für Sabine. Ich weiß, wie gerne sie Deutsche Meisterschaften spielt, und das ja auch immer sensationell gut. Wir hatten uns sehr darauf gefreut, nach guten Ergebnissen auf internationaler Ebene jetzt auch einmal bei einer DM gemeinsam Doppel zu spielen. Wir werden sicherlich die Chance dazu noch einmal bekommen. Jetzt wünsche ich ihr erst einmal von Herzen gute Besserung.“

17 Jahre alte Kaufmann greift nach ihrem erstem Titel bei den Damen

Die Vorbereitungen Annett Kaufmanns auf die Deutschen Tischtennis-Finals fielen kurz aus. Das Turnier fällt genau in die Zeit ihrer Abiturprüfungen: „In den Tagen direkt nach den Finals habe ich am Montag und Dienstag noch meine sportpraktische Abiturprüfung, Donnerstag und Freitag steht dann jeweils in Ethik und Mathe noch die mündliche Prüfung an, aber ich mag eigentlich beides ganz gern. Schriftlich ist alles ganz gut gelaufen.“

Die Vorbereitungen auf das Abitur schränkten das Tischtennistraining der Hochbegabten in den vergangenen dreieinhalb Monaten erheblich ein. „Mein letztes Turnier war die Team-WM im Februar. Im März habe ich dann nur zweimal die Woche gespielt und vom 7. April einen Monat lang gar nicht. Jetzt stehe ich wieder regelmäßig am Tisch und taste mich langsam heran. Das Gefühl für den Ball ist eigentlich ganz gut, aber die Wettkampfpraxis fehlt“, sagt die Zweitplatzierte des Vorjahres und Dritte der Jahre 2022 und 2021, die diesmal den Titel mit nach Hause nehmen möchte: „Mein Ziel ist es natürlich trotzdem, in Erfurt zu gewinnen. Aber ich mache mir keinen Stress. Ich freue mich einfach auf die Finals, will die Atmosphäre genießen und hoffe auf ein gutes Ergebnis. Falls es in diesem Jahr noch nicht klappt, dann soll es eben noch nicht sein. Ich habe ja noch viele Deutsche Meisterschaften vor mir.“

Auch im Doppel ist Kaufmann die Favoritin. Sie spielt gemeinsam mit der Doppel-Spezialistin Yuan Wan, die an der Seite der in Erfurt verletzt fehlenden Chantal Mantz (Langstadt) bereits zweimal den Titel gewann und in diesem Jahr an der Seite des Saarbrückers Cedric Meissner zum dritten Mal in Folge den Mixed-Titel feiern möchte. Spannend wird zu sehen sein, wie sich ein Jahr nach ihrer DM-Sensation die beiden jüngsten Teilnehmerinnen des Damen-Feldes schlagen. Koharu Itagaki (Bad Königshofen) und die Berliner Bundesligaspielerin Josi Neumann (TV Okarben), die Favoritinnen der ebenfalls in Erfurt stattfindenden Jugend-15-Titelkämpfe, hatten 2023 in Nürnberg als jüngstes Doppel der DTTB-Historie im Alter von 13 Jahren sensationell die Silbermedaille im Damen-Doppel gewonnen.

Duda, Mengel und Walther liebäugeln mit dem zweiten Einzeltitel

In Abwesenheit von Titelverteidiger und Europameister Dang Qiu, der sich derzeit in Slowenien zusammen mit Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska auf die Olympischen Spiele in Paris vorbereitet, will in Erfurt ein Trio die Gunst der Stunde nutzen. Mit Benedikt Duda (Bergneustadt), Steffen Mengel (Mühlhausen) und Ricardo Walther (Grünwettersbach) zählen noch vor Abwehrass Ruwen Filus (Fulda-Maberzell) drei Spieler zum engsten Favoritenkreis, die in den Jahren 2021, 2013 und 2020 ihre Namen in den Siegerpokal eingravierten. Allen voraus reist der frischgebackene WTT-Contender-Sieger von Mendoza, Benedikt Duda, voller Selbstvertrauen nach Erfurt. Sein Triumph in Argentinien katapultierte den 30-Jährigen auf Position 26 der Weltrangliste: „Ich erinnere mich gut an 2021, als ich in Bremen erstmals Meister werden konnte. Das war ein unbeschreiblich tolles Gefühl, ich würde es in Erfurt gerne noch einmal erleben dürfen. Die Konkurrenz ist natürlich sehr stark, aber ich bin in sehr guter Form. Ich spiele sehr gerne bei Deutschen Meisterschaften und freue mich auf das neue Format der Deutschen Tischtennis-Finals.“

Steffen Mengel, der in Diensten des nur 50 Kilometer von Erfurt entfernt residierenden Bundesligisten Post SV Mühlhausen steht, will bei den Finals seinen Heimvorteil nutzen. Mengel sorgte in den letzten Monaten gleich mehrfach international für Furore, gewann die WTT-Feeder-Turniere in Portugal sowie Düsseldorf und holte Ende Mai in Rio de Janeiro erstmals bei einem WTT Contender Bronze. Ergebnisse, die den lange verletzten Team-WM- und Team-WM-Zweiten von 2014 zurück unter die Top 50 der Welt führten. Mengel freut sich auf sein Heimspiel: „In Erfurt an den Tischtennis-Finals teilnehmen zu dürfen, ist für mich als Wahl-Thüringer etwas Besonderes. Ich hoffe, dass ich bei der Titelvergabe ein Wort mitreden kann, denn ich bin in sehr guter Form.“

In dem Elitefeld zählt übrigens erstmals ein noch weitgehender unbekannter Name zum Kreis der acht gesetzten Medaillenanwärter. Der 18 Jahre alte Andre Bertelsmeier, der vor Beginn des Herren-Turniers zunächst am Donnerstag und Freitag seinen Titel in der Jungen-19-Konkurrenz verteidigen möchte, machte im Jahr 2024 bereits mehrfach auf sich aufmerksam. Der Kölner Zweitligaspieler gewann in Linz, Havirov und Helsingborg gleich drei WTT-Jugend-Contender-Turniere und sicherte sich bei den U21-Europameisterschaften unerwartet die Bronzemedaille.

Über die Deutschen Tischtennis-Finals

Wenn in diesem Jahr die Deutschen Meister gesucht werden, ist alles viel größer als in den Vorjahren. Vom 13. bis 16. Juni sind in Erfurt die Deutschen Meisterschaften der Damen und Herren, der Jugend 15 und 19 sowie der Leistungsklassen mit den besten Spielerinnen und Spielern auf Verbands-, Bezirks- und Kreisebene am selben Ort vereint. Die Deutschen Tischtennis-Finals sind ein viertägiges Event in der Messe Erfurt mit insgesamt rund 500 Aktiven. Amateure gehen dann Tür an Tür bzw. Tisch an Tisch mit den Nationalmitgliedern im Jugend- und Erwachsenenbereich an den Start.

Es ist das große Treffen der Tischtennis-Familie, das nach der Premiere 2024 jährlich ausgetragen werden soll. Neben dem sportlichen Geschehen gibt es ein vielfältiges sportliches Mitmachprogramm für alle Zuschauerinnen und Zuschauer sowie Workshops und freitags die Summer Party mit DJ auf dem Außengelände. Ein weiteres Event veranstaltet die Landeshauptstadt des Freistaats Thüringen in der Turnierwoche selbst. Das seit 1975 jährlich stattfindende Krämerbrückenfest ist das größte Altstadtfest des Sportlandes und bietet ein buntes Programm rund um Kunst, Kultur, Unterhaltung und Kulinarisches. TT-Finals-Besucher können beide Highlights miteinander verbinden.

Tickets sind begehrt, aber noch verfügbar

Die TT-Finals finden in zwei Messehallen statt. Das Turnier startet am Donnerstag (13. Juni) mit der Klasse der Jugend 19 und endet am Sonntag (16. Juni) mit den Finalspielen der Jungen 15, der Leistungsklassen sowie der Asse bei den Damen und Herren. Der Kartenvorverkauf läuft sehr gut, noch sind aber Karten für alle vier Turniertage zu haben. Alle Informationen über das Turnier, das Rahmenprogramm und die Tickets unter www.tt-finals.de.

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